Zum 50. Todestag von Benno Ohnesorg. Wir zeigen den Dokumentarfilm Ruhestörung von Hans Dieter Müller und Günther Hörmann. Der Schauspieler Rainer Hustedt stellt das Buch Der Freund und der Fremde von Uwe Timm vor und liest einige Passagen. Heinrich Brinkmann schildert die Ereignisse aus Gießener Sicht.
Dieses Jahr jährt sich die Ermordung Benno Ohnesorgs zum 50. Mal. Damit fing, wie der 2016 gestorbene Bommi Baumann seine Lebensgeschichte überschrieb, »alles an«. Der Funke der Unruhe unter Jugendlichen und Studierenden sprang von Westberlin auf Westdeutschland über, und es folgten einige turbulente Jahre, die die Bundesrepublik veränderten.
Collegium Gissenum 2017: Das Menschliche aus verschiedenen philosophischen Perspektiven; Voraussetzungen, Merkmale und Spezifika des Mensch-Seins, anthropologische Transformationen, Fiktionen und Utopien.
Die anthropologische Grundfrage Was ist der Mensch? ist für die Philosophie keineswegs neu, sondern disziplin- und identitätsstiftend. Anders gesagt: Vom Menschen handelt die Philosophie immer schon und sowieso. Bemerkenswerterweise wird gegenwärtig dennoch von einer »anthropologischen Wende« gesprochen mit Bezug auf eine Reihe von bahnbrechenden Entwicklungen in den neuen Lebenswissenschaften und konvergierenden Technologien, die eine Veränderung, Manipulation und Optimierung der charakteristischen menschlichen Lebensform ermöglichen (werden).
Dass die Beschäftigung mit diesem Thema keine rein akademische ist, zeigt der Blick auf die politische Entwicklung der letzten Zeit – Stichwort »Identitäre Bewegung«. Vortrag von Dr. Peter Chroust.
Lange Zeit überwog in der akademischen Beschäftigung die Meinung, der Nationalsozialismus sei per se eine anti-intellektuelle und deshalb auch anti-wissenschaftliche Ideologie – und Praxis – gewesen und damit der akademischen Welt prinzipiell fremd. Nach jahrzehntelangem Schweigen der deutschen (und österreichischen) Hochschulen über ihre eigene Rolle im »Dritten Reich« setzte an vielen Orten eine systematische Auseinandersetzung ein. Erstmals wurden Strukturen und Biografien rekonstruiert, Akteure und Opfer benannt. Die oftmals ähnlichen Rechercheergebnisse führten zu allgemeinen Fragen: Wie konnte der NS-Studentenbund schon vor 1933 die Mehrheit der deutschen Studierenden für sich gewinnen? Warum gab es an den Hochschulen so wenig Widerstand gegen die »Gleichschaltung«? Gab es überhaupt eine nationalsozialistische Hochschul- und Wissenschaftspolitik?
Die Oktoberrevolution im Jahr 1917 stellte in vieler Hinsicht einen Einschnitt in die europäische Geschichte dar. Sie beendete die Existenz des Zarenreichs und stand am Anfang eines kommunistischen Experiments. Mittelfristig bildete die Revolution die Grundlage für eine Neuordnung der Welt. Dies galt für die Strahlkraft, die die Sowjetunion ungeachtet des Stalinismus nach dem Ersten Weltkrieg entfaltete, und erst recht nach dem Zweiten Weltkriegs, als sich der Globus durch die Errichtung eines Eisernen Vorhangs in zwei Einflusssphären teilte.
In seinem Buch »Narzissmus und Macht« von 2002 hat der Giessener Psychoanalytiker und Sozialpsychologe Hans-Jürgen Wirth eine sozialpsychoanalytische Studie über die Bedeutung seelischer Störungen in der Politik vorgelegt, für die Donald Trump geradezu als Paradebeispiel dienen könnte. Man muss kein Psychoanalytiker sein, um Trump ausgeprägt narzisstische Züge attestieren zu können.
Am 16. April entscheiden die türkischen WählerInnen über eine neue Verfassung. Sie würde Erdogan den Weg in die Diktatur ebnen. Mit dieser Entscheidung werden alle Konflikte der letzten die Jahre und Monate zugespitzt. Vorrtrag von Murat Çakır.
Am 16. April 2017 entscheiden die türkischen WählerInnen über eine neue Verfassung. Sie würde Erdogan den Weg in die Diktatur ebnen. Der Wendepunkt des AKP-Regimes war die Wahl im Juni 2015. Mit dem Einzug der HDP ins Parlament verlor Erdogan seine absolute Mehrheit. Der Krieg gegen die Zivilgesellschaft und die Kurden begann. Der Ausnahmezustand erstickt mit nackter Gewalt jede demokratische Regung.
Link zur Online-Version des Berichts des Gießener Anzeigers über unsere Veranstaltung »Migration und Kriminalität« mit dem Kriminalpsychologen Prof. Dr. Rudolf Egg am 18. Februar:
Mit dem Kriminalpsychologen Prof. Dr. Rudolf Egg möchten wir einen nüchternen Blick auf die Zusammenhänge von Migration und Kriminalität und die langfristigen Mühen der Integration werfen.
Kritische Beobachter ahnten früh, dass die Euphorie der »Willkommenskultur« bald in Katzenjammer umschlagen würde. Man könne das Kippen der Stimmung allerdings auch »herbeireden, herbeischreiben und herbeisenden«, schrieb Heribert Prantl Mitte Oktober 2015 in der Süddeutschen Zeitung. So ähnlich wie zuvor die Betroffenheit herbeigeschrieben und herbeigesendet werden konnte. »Wenn Stimmungen nur Stimmungen sind und keine Überzeugungen, schlagen sie schnell um«, so Prantl.
Ein nüchterner Blick auf die Zusammenhänge von Migration und Kriminalität sowie auf die langfristigen Mühen der Integration ist also gefragt.
Es ist uns gelungen, mit Professor Rudolf Egg einen der renommiertesten Kriminalpsychologen des Landes zu gewinnen. 2015 legte er das viel beachtete Buch Die unheimlichen Richter. Wie Gutachter die Strafjustiz beeinflussen vor.
Beauftragt vom Untersuchungsausschuss des Landtags von Nordrhein-Westfalen zur Aufklärung der Ereignisse der Kölner Silvesternacht legte Rudolf Egg September 2016 ein Gutachten vor. Egg und seine Kollegen erhielten Einsicht in die anonymisierten Strafanzeigen der Opfer und werteten diese systematisch aus. Egg wird über die Erkenntnisse berichten und die sich daraus ergebenden Fragen zur Diskussion stellen.
Wolfgang Polkowski und Götz Eisenberg stellen das Buch von Didier EribonRückkehr nach Reims vor und formulieren einige Thesen zum drohenden Siegeszug des Rechtspopulismus und zur Sprachlosigkeit der Linken.
Der Siegeszug der AfD bei den Landtagswahlen im März und im September 2016, der Brexit sowie der Wahlsieg Donald Trumps haben uns einen Vorgeschmack dessen beschert, was im Jahr 2017 auf uns zukommen kann. In den Niederlanden, in Frankreich und Deutschland werden im Laufe des Jahres die Parlamente neu gewählt. Es schlägt die Stunde der Fanatiker und Scharlatane. Didier Eribon weist in seinem viel diskutierten Buch Rückkehr nach Reims der Linken eine Mitschuld am Aufstieg der Rechten zu. Die Linke habe die Probleme, Ängste und Nöte der »kleinen Leute« aus dem Blick verloren und sei mit dem neoliberalen Mainstream verschmolzen.
Wir wollen der Frage nachgehen, was die Linke tun kann, um ihre traditionelle Hegemonie in diesem Feld zurückzugewinnen und wieder zu einem Faktor zu werden, der Hoffnung macht.
Liebe Freundinnen und Freunde des Georg-Büchner-Clubs,
wir haben den Vortrag von Heinrich Brinkmann »Nach Utopia – Hin und zurück. Bemerkungen zu Ernst Bloch«, gehalten am 17. Dezember 2016 im Georg-Büchner-Club auf unsere Webseite gestellt. Zu finden unter Texte.
Die Auseinandersetzung Ernst Blochs mit dem Marxismus-Leninismus wird im Mittelpunkt des Vortrags von Prof. Dr. Heinrich Brinkmann stehen: »Bloch kritisiert den Marxismus-Leninismus als staatlich sanktionierte Theorieform, die praxisleitend sowie kategorial unterernährt war und deswegen menschliche und politische Wirklichkeiten weder sehen, geschweige denn begreifen konnte. Gerade diese nicht brücksichtigten Wirklichkeiten wurden dann von den politischen Gegnern und Feinden aufgegriffen und gegen ihren emanzipativen Inhalt als Unterdrückungsinstrument benutzt.
Teil 1 (15 bis 17 Uhr): Vortrag von Werner Abel und Enrico Hilbert über ihr zweibändiges Lexikon der deutschen Spanienkämpfer.
Teil 2 (18 Uhr): Film Ein Volk in Waffen – un pueblo en armas. Fimbegleitung: Andreas W. Hohmann, Verlag AV.
Im Spanischen Bürgerkrieg (1936–1939) verteidigten Freiwillige aus rund 50 Ländern die Spanische Republik gegen den Staatsstreich der Franquisten. Die größten Kontingente an Männern stellten die Franzosen, danach kamen die Deutschen. Die traurige Bilanz der Brigadisten, die in allen großen Schlachten gekämpft haben: 10.000 Tote.
Sozialpolitische Praxis war immer auch von utilitaristischem Denken beeinflusst. Besonders in Krisenzeiten verschärften sich Tonfall und Haltung gegenüber angeblich »wertlosen« Mitgliedern der Gesellschaft, wobei traditionelle ethisch-moralische Bindungen einem Erosionsprozess unterlagen. Standen aber Menschenrechtsgedanke und das Gebot der Nächstenliebe erst einmal zur Disposition, wurde die Situation für Menschen am Rand der Gesellschaft bedrohlich.
Einer kritischen Öffentlichkeit kann es nicht gleichgültig sein, wie Verbrechen gesellschaftlich codiert werden
Veröffentlicht:
Montag, 25. Juli 2016
Der Amoklauf von München markiert den vorläufigen Schlusspunkt einer Blutspur, die Terrorakte und Amokläufe in den letzten Monaten durch Europa gezogen haben. In den USA sind Amokläufe beinahe alltägliche Ereignisse. Die Grenzen zwischen Amok und Terror sind unscharf und müssen in jedem einzelnen Fall bestimmt werden. Den Opfern und ihren Angehörigen wird es egal sein, welcher Kategorie die Mörder zugeordnet werden. Einer kritischen Öffentlichkeit kann es indessen nicht gleichgültig sein, wie Verbrechen gesellschaftlich angeeignet und codiert werden. Mit Etikettierungen verbinden sich strategische Interessen, und zwar sowohl auf der Seite der Täter als auch der Gesellschaft.
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Veranstaltungsort
Sofern nicht anders angegeben finden die Veranstaltungen des Georg-Büchner-Clubs statt in der Evangelischen Studierenden-Gemeinde (ESG) Henselstraße 7 35390 Gießen