November 1918 – Der verpasste Frühling des 20. Jahrhunderts

Vortrag von Klaus Gietinger, Regisseur, Drehbuchautor und Sozialwissenschaftler.

Samstag, 13. Oktober 2018 - 15:00

»November 1918 – Der verpasste Frühling des 20. Jahrhunderts.« So lautet  der Titel des Buches von Klaus Gietinger, das zum 100. Jahrestag der Novemberrevolution in der Hamburger Edition Nautilus erschienen ist. Der Regisseur, Drehbuchautor und Sozialwissenschaftler, dessen Film Lenchen Demuth und Karl Marx wir im Mai gezeigt haben, stellt das Buch vor.

100 Jahre nach dem November 1918 spricht man nur noch vom »Kriegsende«, vom »Zusammenbruch des Kaiserreichs«. Doch mit der Novemberrevolution habe es tatsächlich einen Aufbruch, ein Aufbäumen gegen die herrschenden Klassen gegeben, so Gietingers Buch.

Matrosen, Soldaten und Arbeiter waren noch bewaffnet und hatten genug von den alten Eliten. In ganz Deutschland artikulierten Menschen ihren Unmut über den fortdauernden Krieg und die miserable Ernährungslage. Sie wollten das allgemeine Wahlrecht, die Sozialisierung, die Zerschlagung des Militarismus. Was an die Stelle der alten Herfschaftsordnung treten sollte, war für eine Weile in der Schwebe: bürgerlich-parlamentarische Demokratie oder Sozialismus.

Klaus Gietinger beschreibt, wie die Führung der SPD und der Gewerkschaften den Krieg hingegen bis zum Schluss unterstützten und die Ordnung durch ein Bündnis mit den Militärs aufrechterhalten wollten. Diese unversöhnliche Spaltung der Arbeiterbewegung habe der Novemberrevolution den Todesstoß versetzt.

Dabei sei der Kapitalismus auch international nie so gefährdet gewesen wie im November 1918. In zahlreichen europäischen Staaten begehrten Menschen auf. »Wäre es in Deutschland gelungen, Basisdemokratie und echte Rätemacht zu verwirklichen, hätte die russische Oktoberrevolution eine Chance auf Humanisierung gehabt, und das 20. Jahrhundert hätte ganz anders verlaufen können«.

Klaus Gietinger
November 1918.
Der verpasste Frühling des 20. Jahrhunderts

Mit einem Vorwort von Karl Heinz Roth
Broschur, 272 Seiten
März 2018, Edition Nautilus
978-3-96054-075-5
18 €