Öffentlichkeit ist das Medium des kritischen Denkens. Öffentlichkeit braucht Orte, an denen sie sich entfalten kann. Öffentlichkeit braucht einen Möglichkeitsraum. Als einen solchen verstehen wir den Georg-Büchner-Club.
Ein Denken, dem der Austausch mit anderen fehlt, dreht sich im Kreis. Es ist auf Dauer unmöglich, einsam vor sich hinzudenken, sein Selbstbewusstsein nur aus den eigenen Gedanken zu nähren, ohne Bestätigung oder Kritik von außen.
Auch wenn die Stoßrichtung der Kritik eine andere geworden ist als im klassischen Zeitalter der Aufklärung: Aufklärung ist nach wie vor notwendig, vielleicht mehr denn je. Nicht mehr Religion und Kirche stehen im Zentrum der Kritik, sondern die Zivilreligion des Marktes, der die Mächtigen dieser Welt anhängen. Auf ihren Altären werden die Errungenschaften von 200 Jahren Arbeiterkampf und politischer Opposition geopfert.
Mit großem medialem und propagandistischem Aufwand soll verhindert werden, dass jene angeblich ehernen Gesetze des Marktes sich als veränderbar zeigen. Deren Grausamkeiten werden derart perfektioniert, dass sie als Naturfaktum erscheinen und nicht als selbst gemachte Regeln, die veränderbar sind. Eine Gesellschaft, die sich von den Märkten und den Profitinteressen der Wirtschaft regieren lässt, hat sich vom Anspruch der Aufklärung auf vernunftgeleitete Gestaltung der menschlichen Verhältnisse verabschiedet. Deswegen bedürfen wir dringend einer neuerlichen Aufklärung.
Wir haben uns nicht nur deshalb für den Namen Georg-Büchner-Club entschieden, weil Büchner ab 1833 in Gießen studiert und dort den Hessischen Landboten verfasst hat. Büchner steht wie kaum eine andere Gestalt der neueren deutschen Geschichte für eine enge und lebendige Verbindung von Literatur und Politik, die auch uns in unserer programmatischen und inhaltlichen Ausrichtung vorschwebt.
Büchners Verhältnis zu Gießen war gespannt und kritisch. Er rief einen revolutionären Geheimbund namens »Gesellschaft der Menschenrechte« ins Leben, dem acht Mitkämpfer angehörten, die sich gelegentlich auf der Badenburg trafen.
Der Georg-Büchner-Club will mit seinen bescheidenen Mitteln dazu beitragen, die Stadt von jener »hohlen Mittelmäßigkeit« zu befreien, die Büchner ihr einst attestierte.