Joachim Gerber hält es für wichtig, sich mit Anton Cechov zu beschäftigen«. Denn erstens sei er unterhaltsam und zweitens »beschäftigen uns immer noch seine Probleme«.
»Man sagt, am Ende triumphiere die Wahrheit, aber das ist nicht wahr.« – Vielleicht eine Binsenweisheit, aber dieser Satz des Arztes und Schriftstellers Anton Cechov (1860–1904) könnte auch die Überschrift von vielen seiner Erzählungen sein und in ihnen verliert der Satz seinen Beliebigkeit.
Mit seinen Erzählungen handelte er sich unter vielen seinen Zeitgenossen den Ruf eines richtungslosen, pessimistischen Miesepeters ein. Aber er setzte sich in dem Haifischbecken der Lieferanten von Humoresken seiner Zeit durch, widerstand auch den Ratschlägen der Arrivierten, nachdem sie sein Talent erkannt hatten und landete auch nicht im Abseits oder auf der »falschen Seite« wie einige seiner Hauptfiguren in späteren Erzählungen. »Die Widersprüche sind die Hoffnungen« (Brecht). Das ist ein Satz, den vielleicht auch Cechov unterschreiben würde, jedenfalls sah er sich nicht als Misanthropen und lebte auch nicht danach.
Im Vortrag geht es anhand von Beispielen um das erzählerische Werk und auch um biographische und gesellschaftliche Bedingungen unter denen es entwickelt wurde. In erster Linie aber geht es um eine Werbung, Cechov zu lesen, denn erstens ist es unterhaltsam und zweitens beschäftigen uns immer noch seine Probleme.
Zu Cechov kam ich in der Ukraine, wo ich von 1997 bis 2016 mit zweimaliger Unterbrechung als »Bundesprogrammlehrer« in Lwiw und Charkiw arbeitete.
Joachim Gerber
Anton Cechow (Tschechow) – Kurze Biografie